Finale Vorbereitung oder 4 Wochen voller Probleme
Dass jedes Team bei dem härtesten Rennen für Solarautos der Welt mit Hindernissen und Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist keine Frage, doch haben die vier Wochen der Vorbereitung auf australischen Straßen die ganzen erfolgreichen Tests daheim in Bochum unwirklich werden lassen. Die erste Herausforderung stellte Anfang September die Logistik bereit. Sollte der blue.cruiser ursprünglich in der ersten Septemberwoche zu Teilen des bereits anwesenden Teams stoßen, so verzögerte sich seine Ankunft um ungefähr eine Woche. Grund waren unvorhergesehen Zollprobleme in der malaysischen Hauptstadt, aufgetreten durch eine Unachtsamkeit beim Papierkram. Schnell wurde dem Team klar, dass die asiatischen Beamten ihren deutschen Kollegen in Sachen Gründlichkeit in nichts nachstehen und es bedurfte einer Menge Telefonate und Gutzureden, um das Auto schließlich bis nach Australien zu bekommen. Somit konnte die erste kritische Situation mit etwas Verzögerung gemeistert werden – mit Blick auf die kommenden Probleme war dies allerdings noch ein reines Zuckerschlecken.
Der erste Pre-Run, drei Wochen vor dem Beginn der BWSC, endete in Entsetzen und Angst. Die Mechaniker hörten während der Fahrt ein ungewöhnliches Schleifen am hinteren rechten Fahrwerk und die Diagnose der darauffolgenden Untersuchung hielt Ernüchterung bereit. Es musste eine Delamination der hinteren tragenden Struktur festgestellt werden, wodurch sowohl an ein Fahren des Autos als auch an die geplante Weiterreise nach Darwin nicht mehr zu denken war. Die Folgen wären fatal und bei voller Besetzung womöglich lebensgefährlich gewesen, da nicht sichergestellt werden konnte, ob das hintere Fahrwerk einer weiteren Fahrbelastung standhalten würde. Eine Vorgehensweise bei der Reparatur war schnell gefunden, doch konnte keiner der Mechaniker mit Gewissheit von ihr behaupten, dass sie die Probleme lösen könnte – es wurde bereits offen im Team kommuniziert, dass diese Schwierigkeiten BWSC-kritisch seien und die Teilnahme am Rennen kosten könnten. In 72 Stunden mit kaum Schlaf gelang es dem Mechanik-Team schließlich, der tragenden Struktur ihre Tragfähigkeit wiederzugeben und die Weiterreise nach Darwin zu ermöglichen. Eine Woche vor dem Start der BWSC schien der blue.cruiser somit auf das Rennen vorbereitet zu sein, doch entschieden sich die bis dato einwandfrei funktionierenden Motorcontroller dagegen.
Während einer Routinetestfahrt passierte es schließlich das erste Mal; der blue.cruiser schaltete sich ab, Rauch quoll aus den Motorbereichen. Innerhalb von einer Stunde brannten zwei der vier Motorcontroller aus unerfindlichen Gründen ab – nie zuvor ist dies vorgekommen und keiner der Teammitglieder hatte zwischen verschiedenen Theorien eine einleuchtende Erklärung für das Problem. Der Traum vom Allrad-Antrieb platzte von einem Moment auf den nächsten. Unsere SolarCar-Freunde aus Cambridge, die aufgrund eines Unfalls leider nicht an den Start gehen konnten, spendeten dem blue.cruiser zwar uneigennützig zwei ihrer Motorcontroller, doch schon zwei Tage später verabschiedete sich der nächste. Selbst die Vertreter des Herstellers dieser Komponenten, die in Darwin vor Ort waren, nahmen sich zwar dem Problem an, fanden aber keine Lösung. Drei Inverter im Wert von mehreren tausend Euro lösten sich in Luft auf und hinterließen neben dem finanziellen vor allem so kurz vor dem Rennen einen psychologischen Schaden im gesamten Team.