3000 Kilometer Nervenkitzel


Die Grundregeln der Bridgestone World Solar Challenge sind auf den ersten Blick relativ simpel, wenn gleichzeitig auch wirklich aufregend. Die Aufgabe der Teams besteht darin, ein Auto zu bauen, dass allein mit Hilfe der Sonnenkraft von Darwin das gesamte australische Festland durchquerend bis nach Adelaide fahren kann. Dies ist eine Strecke von unglaublichen 3000 Kilometern, also so viel, wie wenn man Deutschland von Nord nach Süd dreimal durchqueren würde. Dafür steht den Teams eine Woche im Oktober zur Verfügung.


Wenn internationale Teams aus der ganzen Welt in Australien zusammenkommen und meisterhafte Ingenieursleistung mit der Gruppenerfahrung eines einzigartigen Abenteuers zusammenfällt, dann ist wieder Zeit für die Bridgestone World Solar Challenge. Der alle zwei Jahre stattfindende Wettkampf ging bereits in seine 15. Auflage (bis 1999 fand es nur alle drei Jahre statt) und kann somit auf eine stattliche Historie zurückblicken. In dieser Zeit hat die WSC sich sowohl in der Durchführung als auch in den Regularien stets weiterentwickelt – und doch ist die Philosophie, die von Beginn an hinter der BWSC stand, bis heute die gleiche geblieben: Alle zwei Jahre sollen einige der klügsten jungen Köpfe der Welt zusammenkommen, um sich Gedanken über Möglichkeit und Realisierung des nachhaltigen Transports durch die Fortbewegungsmittel von Morgen zu machen.


Die Vorbereitungen


Doch beginnt die Reise zu diesem Event viel früher mit Planung, Entwurf, Design, Fertigung, Einbau und Testphase eines Autos, das völlig ohne Verbrennungsmotor von der Energie unserer Sonne angetrieben die australische Wüste durchqueren soll. Hinzukommen ungefähr fünf Wochen, die das Team bereits vor der eigentlichen Veranstaltung in Australien verbringt, um alle nötigen organisatorischen, logistischen und technischen Details vor Ort abzustimmen.


Wachsende Regularien – 3 Klassen verschiedener Sonnenautos

Während es bei der ersten Bridgestone World Solar Challenge lediglich eine Fahrzeugklasse gab, deren Aufgabe es war, mit Hilfe der Sonne den australischen Kontinent zu bewältigen, so gibt es seit der BWSC 2013 bereits ganze drei Klassen. Da sie sich selbst in erster Linie als Designwettbewerb versteht, welcher das weltweit effizienteste Elektroauto zu prämieren sucht, haben sich mit dem rasanten Fortschreiten der Elektrotechnik in den vergangenen 20 Jahren diverse Gründe aufgetan, die Fahrzeuge in verschiedene Kategorien aufzuspalten, die jeweils unterschiedlichen Regularien unterliegen.


Generell können sich die Teams entscheiden, ob sie ein SolarCar für die Challenger Class, die Cruiser Class oder die Adventure Class bauen wollen. Die Klassen unterscheiden sich in erster Linie in den offiziellen Vorgaben der Veranstalter in Sachen Fahrzeuggröße, Anzahl der Sitze bzw. Passagiere, maximale Grundfläche der Solarzellen und Anzahl der Reifen. Ein besonderes Augenmerk der Öffentlichkeit fällt hierbei mit Sicherheit auf die Cruiser Class, deren vom Veranstalter formulierte Aufgabe es sein soll, sich mit den Problemen der internationalen Automobilkonstrukteure zu befassen und Lösungen im Bereich der Elektromobilität zu finden. Denn in dieser Klasse sollen Autos gebaut werden, die auf der einen Seite der Weiterentwicklung eines nachhaltigen Fortbewegungsmittels verpflichtet sind und auf der anderen Seite ihren Fokus auf Praktikabilität und Alltagstauglichkeit legen.


Die BWSC erweist sich jedes Mal wieder als eine Herausforderung, die den Beteiligten alles abverlangt. Die Teams wachsen in der Regel mit ihren Aufgaben und so konnten im Laufe der Jahre immer wieder neue Steigerungen an Leistung und Effizienz der Solarcars verzeichnet werden, die das Forschungsfeld der solarbetriebenen Autos kontinuierlich vorantreiben.


Auch 2019 gab es wieder eine Vielzahl von Veränderungen gegenüber der Ausgabe von 2017. Insbesondere haben die Veranstalter dieses Mal zwei feste Ladestops eingerichtet. Nur in den Städten Tennent Creek und Coober Pedy haben die Teams der Cruiser Class die Möglichkeit Strom über die dort erstmalig installierten Ladesäulen zu bekommen. Die Cruiser-Fahrzeuge müssen also so gebaut werden, dass sie an die Ladesäulen angeschlossen werden können. Die Zeit für das Aufladen ist jedoch begrenzt und reicht von Sonnenuntergang bis 23 Uhr Nachts. Hinzu kommt ein strafferer Zeitplan, der den Stresslevel erhöht. Traditionell ist nur der Praktikabilitätstest für die Cruiser Class, der kaum verändert in Adelaide stattfindet und bei dem die Teams die Alltagstauglichkeit ihrer Fahrzeuge unter Beweis stellen müssen. Um also die 3000 Kilometer des Outbacks zu bezwingen, müssen die Teams ihre Fahrzeuge radikal erneuern und dementsprechend anpassen. Und so werden jedes Rennen sicherlich noch stabilere und leistungsstärkere Solarautos an den Start gehen, mit denen sich die solare Mobilität wieder einmal neu erfindet.