Tag 3 der Bridgestone World Solar Challenge
16. Oktober 2019Tag 4 der Bridgestone World Solar Challenge
17. Oktober 2019Wie bereits im Ausführlichen Australien Bericht erwähnt, mussten wir unseren Weltrekordversuch leider abbrechen. Am ersten Tag der Rekordfahrt haben wir rund 70km zurückgelegt. Damit lagen wir knapp unter dem Schnitt der Kilometeranzahl, die wir pro Tag schaffen mussten, um den Rekord zu brechen. Beim ersten Ladestopp traten dann jedoch ernstzunehmende Probleme auf. In der Wüste war es ca. 10 Grad Celsius heißer als für diese Jahreszeit erwartet, sodass wir zeitweise mehr als 45 Grad ausgesetzt waren. Eine extreme Belastung, sowohl für Mensch als auch für die Maschinen. Beim solaren Laden verringert sich durch die hohe Temperatur der Wirkungsgrad der Solarzellen signifikant, sodass wir statt mit geplanten 5 Kilowatt nur mit etwa 3 Kilowatt die Batterie laden konnten. Die Ladezeit verlängert sich dadurch dementsprechend. Allein diese Tatsache verringerte unsere Chance den Weltrekord zu brechen.Nebeneffekt dieser Temperaturen sind unkontrollierbare Winde, welche Sandwirbelstürme erzeugen, welche von den Australiern als „Willy-Willy“ oder „Dustdevils“ bezeichnet werden.
Durch diese Wirbelstürme wurde unser Array zwei Mal durch die Luft gewirbelt, was für alle umstehenden Personen äußerst gefährlich werden kann, da auf den Solarzellen eine Spannung von 700 Volt liegt! Nach Absprache mit den Australiern wurde dann die schwere Entscheidung getroffen die Weltrekordfahrt abzubrechen und die Wüste so schnell wie möglich zu verlassen. An dieser Stelle war es allen Beteiligten wichtiger Vernunft walten zu lassen und alle gesund aus der eher menschenfeindlichen Umgebung zu bringen.
Die Enttäuschung war groß, denn es fühlte sich im ersten Moment so an, als wären die letzten 2 Jahre harte Arbeit völlig umsonst gewesen. Für die Entscheidung gegen den Rekord und für die Vernunft darf man nichts als Respekt haben. Dies wurde nach und nach auch den Teammitgliedern bewusst und mit dem Bewusstsein mit einem selbstgebauten Vehikel ans andere Ende der Welt gereist zu sein stieg auch das Stimmungsbarometer wieder merklich. Letztendlich hat uns einzig und allein das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Buggy war technisch in einem einwandfreien Zustand und hatte mit dem sandigen Untergrund keinerlei Schwierigkeiten. Während unsere Begleitfahrzeuge immer wieder mit technischen Problemen (platte Reifen, gebrochene Stoßdämpfer, defekte Bremsleitungen etc.) zu kämpfen hatten, meisterte der Buggy jede Herausforderung spielerisch.
Welche Erfahrungen nehmen wir denn nun mit aus der Wüste?
Der Buggy ist absolut wüstentauglich
Eine solarautarke Durchquerung der Wüste ist realistisch
Ein gut funktionierendes Team kann unglaublich viel erreichen
Es gibt immer unvorhersehbare Variablen
Es gibt überall auf der Welt unglaublich tolle Menschen
Auch gefährliche Schlangen und Spinnen finden die Umgebung ungemütlich und laufen einem nur selten über den Weg
Umherstreifende, wilde Esel sind sehr laut
Das entfernte Geheule von Dingos ist respekteinflößend
Wertschätzung für Duschen und Toiletten ist gestiegen
Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bei dem Versuch, den Weltrekord zu brechen, unterstützt haben!